Stiftung Mercator Schweiz

Jahresbericht 2023

2023 in Zahlen

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Avenir Alimentaire Suisse

Die Transformation des Ernährungssystems ist ein zentraler Baustein für eine nachhaltige Entwicklung. In den vergangenen Jahren sind auf Initiative vom Sustainable Development Solutions Network SDSN Schweiz wertvolle Grundlagen für die Neuausrichtung des Ernährungssystems über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg entstanden: Das wissenschaftliche Gremium «Ernährungszukunft Schweiz» hat in einem Leitfaden konkrete Lösungswege für die Transformation unseres Ernährungssystems entwickelt. Am nationalen Ernährungssystemgipfel wurde der wissenschaftliche Leitfaden gemeinsam mit den Empfehlungen des Bürger:innenrats für Ernährungspolitik an Bundesrat Parmelin und weitere Vertretende aus Politik und Verwaltung übergeben und mit Stakeholdern der gesamten Wertschöpfungskette diskutiert. Jedoch harzt es bislang mit zukunftssichernden Veränderungen im Ernährungssystem. Deshalb möchte das SDSN jetzt zusammen mit ProjectTogether im Rahmen der Initiative «Avenir Alimentaire Suisse» offene Kräfte aus allen Bereichen der Wertschöpfungskette – von der Landwirtschaft über verarbeitende Industrie, Detailhandel, Gastronomie bis hin zu den Konsumierenden – zusammenbringen, um gemeinsam voranzuschreiten. Die Initiative soll nachhaltige Wertschöpfungsketten schaffen, eine nachhaltige Nachfrage stärken und Dialoge auf Augenhöhe zwischen Betroffenen, Wissenschaft und Politik ermöglichen. Ziel ist es, Chancen anzupacken, Bewegung ins Ernährungssystem zu bringen und gemeinsame Lösungen für Blockaden anzustreben – und so Wege für eine zukunftsfähige Landwirtschaft, eine nachhaltige Esskultur und eine Linderung der Biodiversitäts- und Klimakrise zu ebnen.

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Responsible AI – HUMAN

Algorithmen berechnen die Rückfallwahrscheinlichkeit von Straftäter:innen, Arbeitgeber:innen sortieren mithilfe von KI Bewerbungen vor, ein KI-Chatbot erstellt Medienartikel: Welche Folgen hat dies für Menschen? Mit «Responsible AI – HUMAN» machen Intersections und AlgorithmWatch CH auf die ethischen Risiken und Pflichten aufmerksam, die der Einsatz von Algorithmen und KI mit sich bringt. Denn wer Algorithmen und KI einsetzt, trägt die Verantwortung dafür, dass die Systeme im Einklang mit grundlegenden Menschenrechten angewendet werden, betonen die zwei Organisationen. Aus der Zusammenarbeit entsteht ein Werkzeugkasten, der Unternehmen und Behörden dabei unterstützt, Risiken von automatisierten Entscheidungssystemen zu erkennen und passende Massnahmen zu ergreifen. Vielfältige Perspektiven werden in den Entwicklungsprozess einbezogen: Ein «Advisory Lab» bringt laufend ethische, psychologische, design-technische, technologische und juristische Perspektiven ein. Die Expert:innen teilen Einsichten aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Praxis, geben Feedback und helfen dabei, konkrete Handlungsempfehlungen zu entwickeln. Darüber hinaus werden unterschiedliche Menschen befragt, die vom Einsatz von KI betroffen sind. Und schliesslich testen eine Praxispartnerin aus der öffentlichen Verwaltung und ein Medienhaus die Evaluationsmethode mit realen Anwendungen. Die Erfahrungen fliessen laufend in die Weiterentwicklung des Werkzeugkastens ein.

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Franxini-Projekt

Wie können Politik und Wissenschaften sich gegenseitig besser verstehen? Das Franxini-Projekt des Think-Tanks Reatch unterstützt Wissenschaftler:innen in der ganzen Schweiz im Umgang mit Politik und Verwaltung – politisch neutral, in Partnerschaft mit Schweizer Hochschulen und dem Schweizerischen Nationalfonds. Dafür organisiert das Franxini-Team verschiedene Angebote: Das «Franxini Boot Camp» bietet Weiterbildungen für Forschende an und berät im Bereich Kommunikation und Public Engagement. «Franxini Hive» vernetzt Wissenschaft und Politik, auch auf Kantonsebene. Der «Franxini Innovation Hub» betreibt Innovationsförderung mit Fokus auf Politik und Gesellschaft. Inspiration für den Namen des Franxini-Projekts war übrigens der Wissenschaftler und Politiker Stefano Franscini. Als Mitglied des ersten Schweizer Bundesrats engagierte er sich dafür, dass Wissenschaft und Politik zum Wohl der Gesellschaft zusammenarbeiten können. Dieser Vision folgt auch das Franxini-Projekt.

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Agora Städtische Krisenkompetenz

Wie kann das Nachdenken über aktuelle und noch kommende Krisen produktiv statt deprimierend werden? Wie kommen wir weg von Verlustangst und hin zu sinnvoller Vorbereitung? Welche Krisen lassen sich frühzeitig erkennen und vielleicht abwenden? Und mit welchen Erschütterungen werden wir einen gemeinsamen Umgang finden müssen? Resilienz ist nicht so sehr eine individuelle Kompetenz als eine gesellschaftliche Praxis. Die Agora Städtische Krisenkompetenz bringt als Dialogformat Forschung, Stadtverwaltung und Zivilgesellschaft in einen Austausch zu Krisen und Resilienz. Ziel der Agora ist die ganzheitliche und vorausschauende Auseinandersetzung mit Krisen. Dabei stehen weniger plötzliche Katastrophen wie Überschwemmungen oder Flugzeugabstürze im Vordergrund, sondern graduelle, schleichende und heute vielleicht noch wenig sichtbare Krisen. Herzstück des Vorhabens ist ein monothematisches Treffen pro Jahr. Die Ergebnisse der Treffen sollen in die Sicherheitsbriefings des Stadtrats und in die Forschung einfliessen.

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Schule trifft Wirtschaft

Das Netzwerk bringt mit Unterstützung unserer Stiftung Entscheidungsträger:innen aus Wirtschaft, Bildung und Politik zusammen – damit sie gemeinsam die Volksschule so weiterentwickeln, dass Jugendliche gestärkt und praxiserprobt ins Berufsleben einsteigen. Im Zentrum stehen eine zweitägige Jahresveranstaltung und Online-Talks, an denen die Teilnehmenden Ideen austauschen und an Lösungen arbeiten. Wenn junge Menschen heute die Schule verlassen, haben sie allzu oft wenig Vorstellung davon, wie die Arbeitswelt funktioniert, wo ihre persönlichen Fähigkeiten und Interessen liegen und wie sie sich in die Gesellschaft einbringen wollen. Gleichzeitig haben sie vielfach nicht auf eine Weise gelernt, die sie für die heutige Wirtschaftswelt befähigt. Das liegt auch daran, dass Schule und Wirtschaft wenig miteinander in Kontakt kommen. Das ändert «Schule trifft Wirtschaft», denn alles andere können wir uns als Gesellschaft nicht leisten.

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ANSTOSS DEMOKRATIE

Wie könnte ein Hub zur Stärkung der Demokratien in Deutschland, Österreich und der Schweiz aussehen? Während eineinhalb Jahren arbeiteten 150 Akteur:innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Sektoren – von NGOs, Aktivismus, Kunst und Medien hin zu Wissenschaft, Politik und Verwaltung – zusammen und suchten nach Antworten. Im Rahmen von Workshops in Österreich, Deutschland und der Schweiz wurden Problem- und Bedarfsanalysen durchgeführt und länderübergreifende Fokusthemen definiert. In trinationalen Kooperationen vertieften die Mitwirkenden die Fokusthemen und lancierten Pilotvorhaben. Aufgrund der Erkenntnisse entwickelten sie schliesslich eine Rollendefinition für den Hub. Der ko-kreative, ergebnisoffene Prozess mündete in eine öffentliche Ausschreibung für die Trägerschaft. Der Campus für Demokratie (CH), Demokratie21 (A) und die Initiative Offene Gesellschaft (D) entschieden diese mit ihrem gemeinsamen Konzept für sich. Heute heisst der trinationale Hub für Demokratie Faktor D. Er startete im Herbst 2023 seine Arbeit und kann sich dabei auf ein lebendiges Netzwerk von Demokratie-Akteur:innen stützen, das durch die Ko-Kreation entstanden ist.

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Faktor D

Faktor D stellt eine neue Gleichung auf: Wo sich demokratische Akteur:innen strategisch verbinden, entstehen Lösungen für die Demokratie von morgen. Der trinationale Hub baut Schnittstellen zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Verwaltung, Politik, Wirtschaft und Medien in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Er stärkt Netzwerke, stiftet Wissensaustausch und fördert das gemeinsame Wirken. Im Rahmen von Innovationsprozessen bringt Faktor D demokratische Kräfte sektor- und länderübergreifend in eine Zusammenarbeit zu konkreten Herausforderungen der Demokratie. Die Akteur:innen initiieren gemeinsam Projekte, erproben und realisieren innovative Ansätze. Kollaboration steckt in der DNA von Faktor D: Die Initiative ist im ko-kreativen Entwicklungsprozess ANSTOSS DEMOKRATIE entstanden, den unsere Stiftung zusammen mit der ERSTE Stiftung, der Robert Bosch Stiftung und der Europäisches Forum Alpbach Stiftung hatte. Getragen wird Faktor D von einem interdisziplinären Team aus drei Organisationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz – der Initiative Offene Gesellschaft (D), dem Campus für Demokratie (CH) und Demokratie21 (A).

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GENDER*ROLLEN

Mehr als 100 Akteur:innen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen – von Bildung über Sport, Jugendarbeit und Verwaltung bis hin zu Wirtschaft und Politik – wirkten am ko-kreativen Prozess GENDER*ROLLEN mit. Sie suchten Antworten auf die Frage, wie wir als Gesellschaft jungen Menschen ein chancengerechtes Aufwachsen ohne einschränkende Geschlechterstereotypen ermöglichen können. Was im ko-kreativen Prozess entstand, lag in den Händen der Mitwirkenden: Sie bestimmten die Handlungsfelder und identifizierten die Probleme, an denen sie in sektorübergreifend zusammengesetzten Teams arbeiteten. Die Stiftung Mercator Schweiz schuf einen für die Ko-Kreation inspirierenden Rahmen und arbeitete dabei eng mit Kunst- und Kulturschaffenden zusammen. Entstanden sind im eineinhalbjährigen Prozess acht Projektideen, die nun weiter verfeinert und auf den Weg gebracht werden. Dazu gehört beispielsweise ein Netzwerk zur Förderung eines geschlechtergerechten Sports, ein Modell für eine inklusive Tagesschule, eine Fachstelle für genderreflektierte Jugendarbeit (Foto) und ein Kommunikationsprojekt für einen fundierten, gesamtgesellschaftlichen Austausch über Geschlechterthemen. An der Abschlussveranstaltung am 21. März 2024 brachte die Stiftung die Teams mit Vertreter:innen aus Gemeinden, Kantonsverwaltungen, Verbänden, Unternehmen, Fachstellen und Förderorganisationen, die bisher nicht in den ko-kreativen Prozess involviert waren.

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Zivilgesellschaft + Philanthropie

Wie sieht die Philanthropie der Zukunft aus? Zusammen mit weiteren Stiftungen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen denken wir im Rahmen unseres Programms Zivilgesellschaft + Philanthropie über neue Formen der Förderung nach und testen vielversprechende Ansätze, um die Zivilgesellschaft nachhaltig zu stärken. Wir entwickeln unsere Förderansätze in den Bereichen Organisationsentwicklung, Kernfinanzierung, Community Building und gemeinsames Wirken laufend weiter und teilen unsere Erfahrungen mit dem Stiftungssektor. Regelmässig schaffen wir Raum für Vernetzung und Erfahrungsaustausch, für Inspiration und Peer Learning. Mit praxisorientierten Angeboten unterstützen wir Mitarbeiter:innen von NPOs. Dazu gehören unsere methodischen Workshops zu Themen wie Wirkungsorientierung, Projektmanagement oder Design Thinking. Seit einem Jahr organisieren wir regelmässig das Online-Format «Wie geht das?», in dem Förderpartner:innen konkrete Erfahrungen aus der Praxis teilen. Zudem haben wir neu die Werkstatt Wirkung als praxisorientiertes Training initiiert, das von den Expert:innen von Con∙Sense durchgeführt wird. Regelmässig ermöglichen wir Partner:innen auch die Teilnahme an der Wirkungsakademie von Value for Good.

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Befragung zivilgesellschaftlicher Organisationen

Wir wollten wissen, welche Entwicklungsbedürfnisse zivilgesellschaftliche Organisationen haben und wie Förderstiftungen sie stärken können. Um Antworten zu finden, haben wir eine Befragung unter Förderpartner:innen initiiert und gemeinsam mit fünf weiteren Stiftungen realisiert. Deutlich wird: Organisationsentwicklung ist auf der Agenda vieler Organisationen. Insbesondere beschäftigen sie sich mit Fragen rund um ihre Strukturen und internen Prozesse, Finanzierung und strategische Ausrichtung. Zu den grössten Herausforderungen gehören die Belastung der Mitarbeiter:innen und die langfristige Finanzierungssicherheit – zwei Themen, die eng miteinander verwoben sind. Die Autor:innen des im Sommer 2023 veröffentlichten Studienberichts unterstreichen das Potenzial von Förderstiftungen zur Stärkung der Zivilgesellschaft: Stiftungen können zivilgesellschaftliche Akteur:innen durch Strukturförderung und Organisationsentwicklung nachhaltig unterstützen, die Kompetenzen von Mitarbeiter:innen fördern, Rahmen für Kollaborationen im Ökosystem schaffen und Impulse zu Themen setzen, die noch nicht weit oben auf der Agenda sind. Diese verschiedenen Ansätze entwickeln wir im Rahmen unseres Programms Zivilgesellschaft + Philanthropie weiter.

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StiftungSchweiz

Der Verband SwissFoundations und die Online-Plattform StiftungSchweiz setzen sich in einer Kooperation für die Stärkung des Stiftungssektors in der Schweiz ein. Gemeinsam erkunden sie das Potenzial der Digitalisierung für eine wirkungsvolle Philanthropie. Mit digitalen Tools, Informationen und Dienstleistungen will StiftungSchweiz die Philanthropie vereinfachen, den Fokus vom Fundraising auf die Wirkung lenken und Akteur:innen – Förderorganisationen und gemeinnützige Organisationen – näher zusammenbringen. StiftungSchweiz versteht sich nicht nur als Online-Portal zur gemeinnützigen Welt, sondern auch als Bewegung, die nur erfolgreich sein kann, wenn sich alle Seiten engagieren und ein gemeinsames Ziel verfolgen. Entsprechend möchte die Plattform philanthropische Organisationen aktiv in die Entwicklung passender Lösungen einbeziehen. Unsere Stiftung wirkt unter anderem aktiv an der AI Learning Journey mit, die das Potenzial künstlicher Intelligenz für die Philanthropie erkundet.

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Civitates

Wie können wir die Demokratie für die Zukunft stärken? Diese Frage stellt sich die Stiftung Mercator Schweiz immer wieder neu. Dabei will sie nicht an der Schweizer Grenze Halt machen. Über die Plattform Civitates kommen europäische Förderstiftungen zusammen, um voneinander zu lernen und gemeinsam an Zielsetzungen und Strategien zu arbeiten. Über einen gemeinsamen Förderfonds unterstützt Civitates Projekte, die sich für die Stärkung der Demokratie und den zivilgesellschaftlichen Raum in Europa einsetzen. Seit der Gründung hat Civitates über den Fonds 50 Organisationen in 18 Ländern mit einem Gesamtbetrag von 10 Millionen Euro unterstützt. Die Stiftung Mercator Schweiz ist Civitates Ende 2023 neu beigetreten. Damit kann sie am inhaltlichen Austausch und den Strategieentwicklungen auf europäischer Ebene teilhaben und diese aktiv und konstruktiv mitgestalten. Denn die Schweizer Demokratie braucht auch in Zukunft starke Partner:innen in Europa.

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Kunst. Kultur. Transformation

Die gesellschaftliche Transformation ist im Kern eine kulturelle Aufgabe: Technologische Lösungen allein reichen nicht, damit der Wandel hin zu einer nachhaltigen Entwicklung gelingt. Es braucht neue Werte, neue Gewohnheiten, neue Narrative. Doch die kulturelle Dimension der Transformation wird in Förderung, Wissenschaft und Praxis noch wenig berücksichtigt. Um Kunst und Kultur in ihrem transformativen Wirken zu stärken, hat unsere Stiftung 2023 das Programm Kunst.Kultur.Transformation lanciert. Zusammen mit Akteur:innen aus Kulturpraxis, Wissenschaft und Förderung möchten wir neue (Förder-) Ansätze entwickeln und Experimente wagen. Das Programm wird iterativ und kollaborativ entwickelt. Eine wichtige Grundlage für die nächsten Schritte bilden die Erkenntnisse aus einem Praxisforschungsprojekt, das wir initiiert haben. Entstanden ist daraus das Papier «Kreativität für ein regeneratives Morgen?», in dem neben theoretischen Reflexionen auch internationale Beispiele vorgestellt werden.

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Edgelands Institute

Das Edgelands Institute ist ein internationales Pop-up-Projekt, das in sechs Städten der Welt die Frage nach der Zukunft des Sozialvertrags aufwirft: Für wie viel Sicherheit wollen wir wie viel Freiheit aufgeben? Mit wie viel Überwachung wollen wir leben? Anlässe und Publikationen an der Schnittstelle von Kunst, Politik und Wissenschaft eröffnen neue Perspektiven auf die digitale Überwachung des öffentlichen Raums. Nach Medellín und Cúcuta in Kolumbien, Genf in der Schweiz und Nairobi in Kenia lancierte Edgelands Ende 2023 einen Inter-City-Dialog zum Thema Digitale Unversehrtheit («digital integrity»). Den Anstoss gab der Kanton Genf, wo die Stimmbevölkerung im Juni 2023 mit mehr als 90 Prozent ein Recht auf digitale Unversehrtheit guthiess. Konkret geht es dabei um die digitale Beziehung zwischen Bürger:innen und Staat und um ein Recht auf Schutz vor missbräuchlicher Verarbeitung persönlicher Daten, das Recht auf Sicherheit im digitalen Raum, das Recht auf ein Offline-Leben sowie das Recht aufs Vergessenwerden. Die Diskussion unter den Edgelands-Städten wird von einem eigenen Chatbot namens Edgar unterstützt.

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Anti-Surveillance Fashion

Wie bewegt man sich auf dem schmalen Grat zwischen modischer Avantgarde und digitaler Unsichtbarkeit? Wie kleidet man sich so, dass man von Maschinen auf eine Art und von Menschen auf eine andere Weise wahrgenommen wird? Die Inhalte der Ausstellung «Anti-Surveillance Fashion» des Kornhausforums Bern reichten von spekulativen modischen Prototypen über Produkte, die ab der Stange gekauft werden können, und DIY-Strickmuster für den individualisierten Dazzle-Pullover bis hin zur Präsentation alltagstauglicher Textilien aus der Stoffforschung. Bei der Ausstellung im Herbst 2023 ging es aber um mehr als nur um Fashion: Die Überwachung im öffentlichen Raum ist ein brisantes Thema. Die derzeit geltenden Regelungen zum Schutz der Privatsphäre in der Schweiz stammen von 1992. Viele Aspekte rund um den Einsatz der immer präziseren Computer-Vision-Software sind schlicht nicht geregelt. In diesem Sinne zeigte «Anti-Surveillance Fashion» individuelle Haltungen zu einer Frage, auf die eine kollektive gesellschaftliche Antwort gefunden werden muss.

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Impact Club

Mit dem Impact Club will der Impact Hub Ticino wirkungsorientierte Unternehmen – For Profit und Non-Profit – der italienischsprachigen Schweiz darin unterstützen, lokale Investor:innen für ihr Wachstum zu finden, damit sie nicht nach Mailand oder Zürich abwandern müssen. Dafür wird ein achtmonatiges Inkubator-Programm, das die Initiativen gezielt stärkt, mit einem Investors Club aus Impact-Investor:innen (Privatpersonen, Family Offices und Stiftungen) kombiniert. Auf die zweite Ausschreibung im Frühjahr 2023 meldeten sich 75 Unternehmen, neun wurden ausgewählt. Von Juli 2023 bis Februar 2024 durchliefen die Teams das Programm. Sie entwickelten nachhaltige Geschäftsmodelle und bestritten schliesslich einen Pitch vor den Investor:innen und auch vor der Öffentlichkeit. Ziel des Impact Clubs ist es, die Entwicklung wirkungsvoller ökologisch und sozial orientierter Initiativen im Tessin und darüber hinaus zu unterstützen.

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Allianz Meso

Durch strategische Experimente erprobt die Allianz Meso zusammen mit veränderungswilligen Akteur:innen wünschenswerte Zukünfte in der urbanen Schweiz. Nach der Pilotphase startet Meso nun in die Skalierungsphase. Ziel ist es, ein ankerkanntes Kompetenzzentrum für systemischen Wandeln in der Schweiz zu werden. Zentraler Treiber für diese Weiterentwicklung ist die Leading-House-Rolle von Meso im neuen Innovation Booster «Future Urban Society» der Bundesagentur Innosuisse, co-gefördert von unserer Stiftung. Um Krisen unserer Zeit zu bewältigen, braucht es radikal neue Ideen und Ansätze – sowohl in technologischer als auch in gesellschaftlicher Hinsicht. Der Innovation Booster «Future Urban Society» will die Verbreitung vielversprechender ökosozialer Ansätze – verschiedene Formen des Sharings, der Wiederverwendung und Reparatur von Gütern, der genossenschaftlichen Nutzung neuer Energieformen und ähnliches – auf neue Art und Weise fördern. Im Zentrum stehen die Bereiche Wohnen, Mobilität und Ernährung. Über die nächsten vier Jahre bringt der Innovation Booster «Future Urban Society» zentrale Akteur:innen aus der Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft mit Verwaltungen von Städten (momentan aus Zürich, Basel und Lausanne) zusammen. Gemeinsam werden systemische Probleme erforscht und radikale Ideen für nachhaltige Lösungen entwickelt. Meso erhofft sich mehr sektorenübergreifende und kollaborative Transformationsgestaltung – für eine nachhaltige Zukunft der urbanen Schweiz.

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Publix – neue Heimat für Journalismus und Öffentlichkeit

Wir stehen vor grossen gesellschaftlichen Herausforderungen, die klassischen Medien geraten zunehmend unter Druck, der gesellschaftliche Graben vertieft sich. Die Schöpflin Stiftung schafft mit Publix in Berlin auf sechs Etagen und rund 6000 Quadratmetern einen Ort für alle, die Journalismus machen, Öffentlichkeit gestalten und die Demokratie stärken. Unsere Stiftung ist Gründungspartnerin. Das Haus bietet Medienschaffenden und der Zivilgesellschaft einen Rahmen für Bildung, Austausch und Debatte. Es bringt Wissen zu Themen wie Polarisierung, digitale Meinungsbildung und Informationsfreiheit zusammen. Menschen aus Deutschland, Europa und der Welt sollen sich hier vernetzen, um gemeinsam daran zu arbeiten, die freie und kritische Gesellschaft und damit das Fundament unserer Demokratien zu erhalten und zu stärken. Publix ist offen für alle Menschen und Organisationen, die diese Mission teilen. Der Neubau bietet Büro- und Konferenzräume, Coworking-Plätze, Veranstaltungsflächen, eine öffentliche Kantine, Audio- und Video-Studios sowie Wohnateliers. Nach dem ersten Spatenstich im Dezember 2020 und dem Richtfest im Juni 2022 werden Nutzer:innen – darunter «Reporter ohne Grenzen», «CORRECTIV» oder «Investigate Europe» – im Frühjahr 2024 in das Haus einziehen.

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We.Publish

We.Publish fördert unabhängige journalistische Angebote und die Medienvielfalt in der Schweiz mit einer gemeinsamen digitalen Infrastruktur. Die Stiftung ermöglicht es kleinen, unabhängigen Medien, sich das Content Management System zu teilen. Der Vorteil: Das System wird permanent gemeinsam weiterentwickelt. Einmal getätigte Weiterentwicklungen im Auftrag eines Mediums werden ebenfalls allen anderen beteiligten Medien zur Verfügung gestellt. Durch dieses Solidaritätsprinzip werden die Kosten für die IT-Infrastruktur nachhaltig gesenkt. Darüber hinaus schafft das geteilte Content Management System die Grundlage für einen vereinfachten Austausch von Medienbeiträgen. So kann beispielsweise ein Artikel des Online-Stadtmagazin Tsüri problemlos auf dem Feed der Online-Zeitung Bajour erscheinen. Dadurch bündeln die Medien ihre Reichweite und erhöhen die monetäre Wertschöpfung ihrer Beiträge. Die Frage, wie Medien sich besser austauschen und gegenseitig unterstützen können, steht im Zentrum eines regelmässigen Austauschformats, das We.Publish zusammen mit dem Verband Medien mit Zukunft organisiert.

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Futures Philanthropy Initiative

Die Welt verändert sich und damit auch die Philanthropie. Stiftungen sind gefragt, die Zukunftsagenda mitzugestalten: Wie sieht die Welt von morgen aus? Mit welchen neuen Krisen, Fragen, Risiken und Chancen werden wir konfrontiert? Mit welchen Ansätzen und Mitteln können Stiftungen den Herausforderungen begegnen? Foresight und die Methoden strategischer Vorausschau bieten Stiftungen Denkmodelle, um mögliche Entwicklungen im Blick zu haben, Chancen und Risiken zu antizipieren. Phileas Futures Philanthropy Initiative hat das Ziel, Vorausschau und Zukunftsdenken im europäischen Stiftungswesen zu etablieren und die Stimme der Zivilgesellschaft zu stärken – durch Forschung, praktische Fallbeispiele, monatliche ThinkLabs oder das jährliche Gathering of Leaders. In der neuen Publikation «Futures Philanthropy: Antizipation für das Gemeinwohl» denken Philea und das Copenhagen Institute for Futures Studies über Zukunftstrends und Handlungsfelder für Stiftungen nach.

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2023 in Zahlen

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15.6

Mio. CHF für gemeinwohlorientierte Vorhaben

alle Projekte

113

Projekte

32%

der Vorhaben gescoutet oder initiiert

18.9

Vollzeitstellen im Mercator-Team

29×

gemeinsam lernen

Förderzusagen

2023 haben wir insgesamt 15,6 Millionen Franken für gemeinwohlorientierte Vorhaben in unseren Themen und Programmen gesprochen.

Bereich

CHF

Lernen der Zukunft

4 395 500

Klima

4 031 200

Entwicklungslabor

2 326 500

Demokratie

2 015 500

Digitalisierung + Gesellschaft*

2 000 000

Diversität

535 000

Zuwendungen

332 300

* Für das Programm Digitalisierung + Gesellschaft stellt der Stiftungsrat jedes Jahr einen Budgetrahmen für die Realisierung verschiedenster Aktivitäten zur Verfügung. 2023 wurden 1 528 400 CHF an 13 Projekte vergeben. Nicht ausgeschöpfte Gelder werden auf das Budget des kommendes Jahres übertragen.

Projekte

113 Projekte haben wir im Jahr 2023 zusammen mit unseren Partner:innen auf den Weg gebracht. Hinzukommen Förderzusagen für Budgeterhöhungen und punktuelle Zuwendungen.

Bereich

Projekte

Demokratie

Lernen der Zukunft

Klima

Entwicklungslabor

Digitalisierung + Gesellschaft

Diversität*

* Das Thema Diversität war geprägt durch unseren ko-kreativen Prozess GENDER*ROLLEN, in dessen Rahmen acht sektorübergreifende, systemisch ansetzende Projekte entstanden sind.

Höhe der Förderbeträge

Wir unterstützen sehr unterschiedliche Vorhaben. Experimente und Projekte in der Frühphase sind häufig durch niedrigere Förderbeträge geprägt. Das zeigen auch die 113 Projekte, die 2023 in unseren Themenfeldern eine Förderzusage erhielten.

CHF

Projekte

≤ 10 000

≤ 50 000

≤ 100 000

≤ 250 000

≤ 500 000

≤ 1 000 000

≥ 1 000 000

Förderart

Über die Projektförderung hinaus ermöglichen wir es unseren Partner:innen, sich der Weiterentwicklung ihrer Organisation zu widmen. Zudem unterstützen wir Schlüsselakteur:innen durch Kernfinanzierungen. Es sind auch Kombinationen dieser Förderarten möglich.

Projektart

CHF

Projekte

Projektförderung

10 709 500

Kernfinanzierung

2 044 000

Organisationsentwicklung

286 100

Organisationsentwicklung + Projektförderung / Kernfinanzierung

999 500

Interventionsfelder

Es ist ein Zusammenspiel ausgewählter Aktivitäten, die ein Themenfeld voranbringen. 2023 waren in unseren Portfolios – zusammen mit Innovation und Advocacy – Vorhaben zentral, die thematische Ökosysteme durch Vernetzung, Allianzen und weitere Impulse starken. Die meisten Gelder flossen in die Konsolidierung beziehungsweise Sicherung erfolgreicher Massnahmen.

Interventionsfeld

CHF

Projekte

Wissen

419 300

Innovation

3 186 000

Multiplikation / Skalierung

2 240 100

Konsolidierung / Sicherung

4 009 500

Advocacy

1 529 000

Vernetzung / Ökosystemstärkung

2 655 300

Entstehung der Förderung

Um Wandel anzustossen, nehmen wir nicht nur Fördergesuche entgegen. Darüber hinaus scouten und initiieren wir Vorhaben mit Potenzial für systemische Wirkung. 32 Prozent der im Jahr 2023 geförderten Projekte haben wir proaktiv auf den Weg gebracht.

Förderentstehung

CHF

Projekte

Fördergesuch

5 425 700

Initiiert

5 866 000

Gescoutet

2 747 500

Team

Unser Team identifiziert zukunftsorientierte Ideen und Akteur:innen, begleitet Drittprojekte und bringt selbst Vorhaben auf den Weg. Wir schaffen Raum für Experimente, fördern Vernetzung, Austausch und gemeinsames Lernen. Es ist uns wichtig, unsere Partner:innen bedürfnisorientiert zu unterstützen.

Personen*

Vollzeitstellen*

18.9

* Stand: Dezember 2023

Verwaltungskostenanteil

Die Stiftung Mercator Schweiz hatte 2023 gesamthaft ein Budget von 19 897 400 CHF für Förderungen, eigene Initiativen und Betrieb. Der Verwaltungskostenanteil belief sich auf 8,9 Prozent des Gesamtvolumens. Die Berechnungen richten sich nach dem Standard der Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Organisationen (Zewo).

Gesamtbudget

19 897 400 CHF

Verwaltungskostenanteil

8,9 %

Gemeinsam lernen

Regelmässig organisieren wir Workshops und Peer-Learning-Formate, um Mitarbeiter:innen von Non-Profit-Organisationen zu stärken. Insgesamt 29 Veranstaltungen förderten im Jahr 2023 das gemeinsame Lernen und den Erfahrungsaustausch.

Veranstaltung

Anzahl

Teilnehmende

Wie geht das? – Erfahrungstausch

450

Projekte mit Wirkung

279

Design Thinking in der Praxis

Agil arbeiten mit Scrum

Agiles Projektmanagement

Peer-Learning-Nachmittag

Social-Media-Werktstatt

Journal-Beiträge und Social Media

Wir geben Einblicke in unsere Arbeit, teilen Wissen und Erfahrungen. Dafür veröffentlichen wir regelmässig Beiträge in unserem Online-Journal und auf LinkedIn .

Jahresrechnung 2023